„Ein Kind muss auch mal hinfallen“, sagt meine Schwägerin. Und die muss es wissen, die ist nämlich Erzieherin. Wer meiner Schwägerin nicht glaubt, der glaubt vielleicht dem Spiegel, da steht nämlich genau dasselbe. Nun muss ich zugeben, dass ich selbst etwas die Tendenz zum Helikoptern habe. Mir leuchtet aber alles ein, was in dem Artikel steht, daher werde ich künftig versuchen, mich in meiner Führsorglichkeit etwas zurückzuhalten. 😉
Die vom Spiegel zitierten Experten weisen allesamt darauf hin, wie wichtig es ist, dass Kinder sich selbst ausprobieren dürfen – auch wenn da die eine oder andere Schramme unausweichlich bleibt. Dabei geht es nicht nur um die Bewegung an sich. Zwar hat der kanadische Gesundheitsforscher François Trudeau beim Vergleich der Ergebnisse von rund einem Dutzend Studien festgestellt, dass Schulkinder, die eine Stunde Sport am Tag machen, auch in anderen Fächern bessere Noten haben. Viel besser ist aber das freie Toben in der Natur: Ohne Leistungsdruck macht dies noch mehr Spaß. Dabei wird im Gehirn besonders viel Dopamin frei. Dies ist ein Botenstoff, der laut Hirnforschern eine entscheidenden Rolle beim Verankern von Lernerfahrungen im Gehirn spielt.
Das Spielen dient Kinder dazu, ihre eigenen Grenzen auszuloten. Sie gehen absichtlich immer wieder an ihre Grenzen, um Ängste zu überwinden und das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu stärken. Kleinere Verletzungen gehören hierbei dazu. So lernen die Kinder Situationen richtig einzuschätzen, was später schwerere Verletzungen verhindert. Sie gewinnen Sicherheit für ihr ganze Leben.
Greift man als Eltern aber ständig ein, wenn das Kind versucht selbst die Leiter zur Rutsche hochzuklettern oder von einem kleinen Absatz zu hüpfen, erreicht man genau das Gegenteil. Das Kind wird verunsichert, es hatte kein Erfolgserlebnis und Ängste werden zementiert. Auch motorisch kann es sich so nicht gut weiterentwickeln.
Als Eltern muss man wohl selbst einiges lernen: Nämlich gut abzuschätzen, wann es wirklich notwendig ist einzugreifen, dem eigenen Kind etwas zuzutrauen und im richtigen Moment auch mal wegzuschauen. Vielleicht hilft einem dabei, dass der Leiter der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung (BAG) Breithecker bestätigt: „Klettern…ist eine der sichersten Tätigkeiten überhaupt“.
Den Spiegelartikel findet ihr hier.